Auf los geht’s los
Die meisten kanadischen Anmietungsstationen befinden sich in Delta, einem Vorort von Vancouver. Mit dem morgendlichen Verkehr war die Anreise ziemlich mühselig, aber nach einer ca. 40-minütigen Taxifahrt, standen wir mit Sack und Pack bei Cruise Canada – dem einzigen Anbieter bei dem wir so kurzfristig überhaupt noch einen Wohnwagen bekommen haben. Nach den üblichen Formalitäten wurden wir in einen Videoraum geführt, wo wir uns ein deutsches Einstiegsvideo über das Handling des Wohnmobils angesehen haben. Das war super erklärt und leicht verständlich. Nicht. Mit leichter Übelkeit in der Magengegend nahmen wir also kurze Zeit später unseren knapp acht Meter langen Camper in Empfang. Der Mitarbeiter von Cruise Canada war zuversichtlich, dass wir nicht sterben würden. Nagut.
Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell man sich dann tatsächlich an die Fahrweise eines so großen Fahrzeuges gewöhnt. Irgendwann stört einen auch das Geruckel und Geklappere des Geschirrs nicht mehr und die wilde Fahrt beginnt. But first – food. Auf zu Walmart. Was kauft man alles für einen autarken Trip in die Berge ein, gerade wenn einer kein Fleisch oder Fisch isst? Darüber hatte ich mir im Vorfeld echt den Kopf zerbrochen. Hier eine grobe Zusammenfassung unseres Supermarkteinkaufs: Pasta, Fertigsauce, Salat, Toast, Schinken und Käse, Burger, Chips (sehr wichtig), Cookies, Grillzeug und Budweiser in Dosen. Mann merkt, dass wir zwei sehr gesunde Wochen in Kanada hatten. Unsere Körper sind wie Tempel.
Jetzt konnte es endlich richtig losgehen. Wir fuhren ein paar Kilometer, die Straßen wurden immer spärlicher, die Berge immer größer, die Roadtrip-Playlist spielte – life is good. Wir hielten kurz an, denn es war Stau. Moment mal, Stau, hier? Später stellte sich heraus, dass irgendwo (und das habe ich mir nicht ausgedacht) ein Junkie-Pärchen einen Juwelier überfallen hatte, auf der Flucht in einen Highway Service Truck fuhr, dabei die Frau noch am Unfallort verstarb, der Mann mit der Beute das Auto des Ersthelfers klaute und jetzt durch diesen Unfall der ganze Crowsnest Highway gesperrt war. Für noch mindestens acht Stunden, sagte man uns. Ein Blick auf die Karte nahm uns jede Illusion, dass es eine sinnvolle alternative Route gab. Schließlich hatten wir uns ja vorab einen Rundtrip überlegt und wenn in den Bergen die Straße Richtung Norden gesperrt ist, kommt man einfach nicht nach Norden. So einfach ist das. So machten wir kehrt und fuhren in den nächsten Ort zurück: Hope. Wie passend.
Unser erster Stopp: Hope
In Hope haben wir dann endlich das erste Mal unseren Wohnwagen auf einem Stellplatz geparkt und unser Zuhause für die Nacht vorbereitet. Bei vielen Campingplätzen muss man rückwärts auf die Flächen fahren, um alle Anschlüsse benutzen zu können, und so empfiehlt es sich, diesen Vorgang zu zweit zu bewältigen. Ich hätte es niemals gedacht, aber mit Handzeichen und zugerufenen Anweisungen, habe sogar ich es geschafft, dieses riesige Ding rückwärts einzuparken. Mit Dosenbier, leider jedoch ohne Lagerfeuer wegen der akuten Waldbrandgefahr, haben wir es uns dann unter den Bäumen gemütlich gemacht. Der Campingplatz liegt wirklich schön im Grünen und durch die großzügige Verteilung der Stellplätze hat man nicht das Gefühl, bei seinen Nachbarn auf dem Schoß zu sitzen. Verrückt fand ich (als absoluter Wohnwagen-Neuling) die anderen Camper. Neben uns hat ein älteres Pärchen auf der Standplatz-üblichen Sitzbank einen Teig für einen Kuchen oder eine Pizza angerührt und weiter hinten ging ein Mann mit seiner Katze (!) Gassi. Leider ohne Fotobeweis.
Wir wollten an unserem ersten Tag „on the road“ den Abend nicht komplett auf dem Campingplatz verbringen und haben uns noch das kleine Bergstädtchen Hope angesehen. Hope ist eine Kleinstadt wie aus dem Lehrbuch, mit wenigen Geschäften, ein paar Restaurants, einer Bar und echt neugierigen Menschen. Und Pilgerstätte für Rambo-Fans, die hier Touren zu den bekanntesten Rambo-Drehorten buchen können. Die berühmte Brücke gibt es allerdings nicht mehr, sorry Fans.
Nach unserem kleinen Spaziergang ging es dann erstaunlich früh ins Bett. In unserem Wohnmobil, das wir liebevoll „Berta“ getauft haben, haben wir erstaunlich gut geschlafen. Am nächsten Tag ging es nach der ersten Campingplatz-Dusche und einem fetten Wohnwagen-Sandwich direkt weiter Richtung Manning Provincial Park, der ja unser ursprüngliches Ziel war.
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Unser Campground in Hope war übrigens der Coquihalla Campground. Der Preis für die Nacht war mit 48 CAD verhältnismäßig teuer, wir hatten aber auch einen Platz mit Vollanschlüssen, d.h. Strom, Frisch- und Abwasser. Die Dusche musste man hier mit Münzgeld (einem Loonie) extra bezahlen, was wir auf anderen Plätzen nicht mehr erlebt haben.
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